Stellungnahme zu einem möglichen Amazon Verteilzentrum in Schwäbisch Gmünd
Amazon ist eine feste Größe in der Logistik des heutigen Kundenverhaltens. Und Amazon betreibt die Weiterentwicklung zum Einzelhändler für (fast) alle Fälle: Nahrungs- und Genussmittel, Bedarfsgegenstände, alles wird in großen Städten schon von Amazon geliefert, am besten innerhalb einer Stunde.Die fatalen Auswirkungen auf das Klima und den Verkehr kennen wir bereits.
Man mag sich mit Grausen wenden, wohin wir gekommen sind. Man mag bedauern, dass der örtliche Einzelhandel gegen die Expansion keine Chance hat. Aber man muss auch der Tatsache ins Auge sehen, dass in einer Welt, in der die Nachfrage bestimmt was opportun ist, Verteilzentren von Amazon kommen, weil ein Konzern damit Geld verdient. Sollen wir uns also hübsch machen, um bei der Brautwerbung dabei zu sein, damit nicht eine andere Gemeinde zum Zuge kommt?
Was würde ein Amazon Verteilzentrum Schwäbisch Gmünd bringen? Vielleicht 100 Arbeitsplätze direkt im Zentrum. Darüber hinaus Arbeit für 400-500 Fahrerinnen und Fahrer bei Kurierdiensten oder als Ich-AG. Aber schon beim Thema Gewerbesteuer wird es fraglich, ob für Schwäbisch Gmünd wesentliche Summen abfallen.
Fraglich, ob Amazon auch regionale Verantwortung übernehmen würde durch soziales Engagement für Mitarbeitende, für die Fremdbeschäftigten in Kurierdiensten, im Sponsoring für Vereine oder soziale Einrichtungen?
Sicher wären aber viele Kröten zu schlucken, die meisten allein schon Grund genug für eine Ablehnung. Da wären der Flächenverbrauch von bis zu 3 ha mit allen Folgeproblemen, z.B. noch knappere Fläche für örtliche Gewerbebetriebe, Klimafolgen, etc. Es entstehen sehr wenige Arbeitsplätze pro Fläche. Die Mitsprache bei der Gestaltung eines möglichst nachhaltigen Baukörpers ist voraussichtlich sehr gering.
Das zu erwartende Verkehrsaufkommen durch Lieferverkehr und dauernde Kurierfahrten ist riesig, die damit verbundenen Emissionen tragen zur Luftverschmutzung und Klimaerwärmung bei.
Amazon bietet vor allem Arbeitsplätze mit geringen Gehältern, vor allem bei den Kurierfahrern ist weitgehend mit prekären Beschäftigungsverhältnissen zu rechnen. Da Amazon auf Sub- und Sub-Subunternehmen setzt, werden nur geringe Sozialabgaben bezahlt. Die Selbstständigen Fahrerinnen und Fahrer müssen selbst für ihre Absicherung sorgen. Und die bisherigen Lieferfirmen DHL, Hermes und Co. Müssen in der Folge Personal reduzieren, auch hier in der Region.
Der örtliche Handel wäre wohl zunächst nicht direkt betroffen. Bei einem weiteren Ausbau zum Vollsortimenter und Schnelllieferer müssten aber auch örtliche Einzelhändler über kurz oder lang die Flügel strecken – mit allen Folgen für die Stadt und die Stadtgesellschaft.
Selbst wenn wir Gewerbefläche zur Verfügung stellen wollten, wäre es nicht sinnvoller, nachhaltige und regionale Firmen und Handwerker zu berücksichtigen? Die zahlen Gewerbesteuer, haben hoffentlich mehr Verantwortung für die Beschäftigten, halten die Wertschöpfung im Raum.
Unsere Fraktion lehnt den Beschlussantrag daher ab, auch wenn es „nur“ um eine Planungs- und Verhandlungsermächtigung geht. Ersparen wir der Verwaltung Arbeit und uns die weitere Diskussion!
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